Post von: Mathias Güthe
Zunächst einmal ein Wort zu sozialen Medien: Ein Grundproblem ist, dass bei facebook, e-mail usw. nur Worte zu lesen sind. Es fehlt immer die emotionale Seite, man sieht keine Reaktion in Form von Mimik, Gestik oder Tonfall. Zu unseren Inselbewohnern kann ich versichern, dass es keinerlei Zweifel meinerseits daran gibt, dass diese ihre tiere geliebt haben. Die Tötung ihrer Tiere hat sie schwer mitgenommen.
Zu unserem Durchdringungsgrad: Wir alle beschäftigen uns sehr intensiv mit der Vogelgrippe. Wir wissen mittlerweile so viel, dass wir nicht mehr alles glauben, was irgend ein Behördenvertreter uns erzählt. Wir haben daher gedacht, dass so etwas wie Schwante nicht mehr passieren kann. Weit gefehlt - wir überschätzen uns! Redet mal mit normalen Geflügelhaltern die weder das Hüfo, noch unsere AG cimbria noch facebook kennen. Die glauben nach wie vor, was die Behörde sagt und mit der Wissenschaft des FLI untermauert. Wenn Inhaber eines Arche-Hofes nicht den nötigen Wissensstand haben um im Notfall auch unsere Notfallnummer zu wählen, dann haben nicht nur sie sich schlecht informiert, dann haben wir schlecht informiert! Wer von uns hat denn daran gedacht, alle Archehöfe mit einem Infobrief zu versorgen? Bitte Feuer frei!
Zu den Ungereimtheiten: Der gleiche Nachname der Insulanerin und des Geflügelwirtschaftsvertreters kommt daher, dass ihre Großväter Cousins waren,. Das Holger die "Tötungskommandos selbst abgeholt hat, liegt schlicht daran, dass er auf einer Hallig lebt. Da ist er selbst die einzige Verbindung zum Land. Und das man der Tötungsanordnung zustimmt, wenn man von Wissenschaftlern darüber informiert wird, dass das Virus leicht auf Schweine überspringen kann und von Schweinen leicht auf Menschen dürfte jedem einleuchten, der selbst ein kleines Kind hat, dass er liebt und für das er verantwortlich ist. Die Art der Aussendartsellung ist durchaus auch als Seelsorge oder Schockbewältigung zu verstehen.
Mehr werde ich zu den drei erstgenannten Punkten nicht sagen und danke meiner Frau für den Job, facebook zu betreuen.
Zur Wildvogelfrage:
Dr. Petermann hat eine andere Sicht über mögliche Ursachen als ich, wir sind in der Diskussion. Meiner Meinung nach muss eine ergebnisoffene Ursachenforschung in alle Richtungen ergebnisoffen sein. Niemand der sich mit der Vogelgrippe intensiv beschäftigt hat, nimmt heute mehr die pauschale Wildvogelgeschichte ernst, die das FLI (und unser Minister, der sich damit immer rechtfertigt) sofort und pauschal als Standardantwort parat hat. Wissenschaft, die nur eine Lösung als wahrscheinlich herausstellt und viel offensichtlichere Lösungsansätze links liegen lässt, ist unglaubwürdig und der Lobbyeinfluss wird offensichtlich. Das wird bestenfalls noch belacht.
Das gilt aber auch umgekehrt. Das Wildvögel wirklich Verursacher von hochpathogenen Grippeviren sein können das ist unlogisch - klar. Ein hochpathogenes Virus würde sich in der Natur mangels Ersatzwirtdichte totlaufen. Das schließt aber zweierlei nicht aus: Erstens: Das Wildvögel nicht, gerade über kurze Distanzen, Verbreiter sein können (nicht Verursacher), gerade dann, wenn wie im vorliegenden Fall, das Virus zuvor in Holland stark in die Umwelt kontaminiert wurde und nur eine kurze Flugstrecke von Süderoog entfernt ist und die Wildvögel in Massen durch den gleichen Garten und über die gleichen Wiesen spazieren wie die dort gehaltenen Hausgeflügelarten. Zweitens: Das die Definition für hochpathogen schlicht falsch ist (gleiche Gensequenz wie ein bereits vorhandenes HPAI oder Tötung von Laborküken ohne Antikörper). Dieses hochpathogene Virus ist vielleicht nur für Puten und Hühner hochpathogen, vielleicht auch nur wenn diese noch nie mit einem niedrigpathogenen Virus "vorgeimpft" wurden? Die Gänse und Enten der Hallig hätten es vielleicht schadlos überstanden. Müssen wir denn die Behauptung "hochpathogen" einfach immer so glauben?
Wer nun die Wildvögel kategorisch als mögliche Verbreiter ausschließt, macht sich genauso unglaubwürdig wie andersherum, nur von einer anderen Lobby aus angetrieben. Wir werden das nicht tun. Weil es eben für den Umgang mit der Vogelgrippe eigentlich egal ist. Wesentlich ist, was man daraus macht: Tötung oder Quarantäne, Forschung oder Behauptung, Hektik oder Ruhe, Panikmache oder Besonnenheit, Tierschutz oder Tierquälerei. Der Verantwortliche, der für den Seuchenschutz und gegen den Tierschutz handelt, der muss sich doch zuerst mal sicher sein, dass es eine Seuche ist! Weiil eine Schnupfenseuche eben keine Seuche ist und daher Tötungen nicht rechtfertigt.
Zur Überschrift ein wenig Spekulation:
Es gab nur zwei zugekaufte Tiere in jüngerer Vergangenheit. Einen Erpel im November und einen Hahn im Januar. (Der Hahn ist raus, zu empfänglich für das Virus, der Erpel könnte es verdeckt getragen haben die Gensequenzen müssten das aufklären können). Das Futter kommt aus nahegelegenen regionalen Quellen. Die Halter haben die Verbreitung im Bestand wahrscheinlich dadurch beschleunigt, dass sie alle Tiere eingesperrt haben, als das erste Tier krank wurde. Dadurch konnte sich die krankmachende Dosis im Stall ansammeln, alle Tiere auszusperren wäre womöglich erfolgreicher gewesen aber die Chance auf Beweisführung haben wir nun nicht mehr.
Wir bleiben dran, Bericht folgt.